Dienstag, 29. November 2011

Identitätsverschiebung

Noch vor einigen Jahrzehnten galt das antike "Erkenne dich selbst" als das heimliche Ziel alles bewußten Lebens. Diese Art der Selbstfindung wird mehr und mehr abgelöst durch permanente Selbsterfindung, Selbstinszenierung, so daß das lebenslang haltbare Konstrukt eines stabilen Selbst zunehmend in Frage gestellt wird, genauso wie die Notwendigkeit des Blicks nach innen. Wer sich selbst ständig neu erfindet, hat keine Zeit und keinen Raum für Selbsterkenntnis, und es gibt auch keinen Grund dazu, denn das Selbst wird zunehmend zu einer äußeren Funktion des Menschen. Im Innern hallt es nur noch leer, wenn man hineinruft.

2 Kommentare:

  1. Na, das geht, was die albernen Jahrzehnte anbetrifft, auf Herrn Freuds Kappe und ist und war auch damals nur eine dumme Mode. Ich vermute, auch die Altvorderen der Antike hatten`s mit der.

    Der Herr möge verhüten, daß er sich selbst erkenne, so Goethe. Und recht hat er, der Alte.

    Ist nicht ein stabiles Selbst notwendige Voraussetzung permanenter Selbsterfindung und Selbstinszenierung?

    Der Blick nach innen, aber das ist doch esoterisches Gesabbel, lieber Hajo.

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  2. Wir schauen nur nach innen, lieber Tito, denn da draußen ist nichts als Reflexion unseres Innern. Manchmal natürlich dann zwangsläufig nur Leere. Esoterik ist doch nur so ein Schlagwort, mit dem die "Realisten" ihre Denkweise und das, was dabei rauskommt (blick dich um), ex negativo zu rechtfertigen versuchen. Und ist auch nichts Neues, Esoterik, gab's schon bei den Vorsokratikern: Pythagoras und die Bohnenverächter. Ich selbst halte es aber eher mit Diogenes. Gruß an Arndt und Friesen.

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Danke für den Kommentar.